Festbrennweiten für die Hochzeitsfotografie

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Festbrennweiten für die Hochzeitsfotografie

Das Fotografieren einer Hochzeit gehört sicherlich zu den anspruchsvollsten Aufgaben für einen Fotografen, vor allem, wenn das Fotografieren ansonsten nur als Hobby betrieben wird. Für den Fotografen ist die Hochzeit mit viel Stress verbunden. Er muss die wichtigsten Momente im Bild festhalten und sich dabei in der Regel ganz nach dem Brautpaar und den Gästen richten, denn man wartet nicht auf ihn. Dabei muss er jedoch gleichzeitig möglichst unauffällig im Hintergrund bleiben und darf nicht von der Zeremonie ablenken. Nur bei den Brautpaarbildern und den Gruppenfotos kann er wie gewohnt dirigieren. Wer eine Hochzeit dokumentieren möchte, der muss aus diesen Gründen gleichzeitig ein guter Portraitfotograf und ein guter Reportagefotograf sein. Sowohl gut überlegt vorgehen als auch spontan auf Situationen reagieren können. Noch dazu sind Hochzeitsfotos ein besonders anspruchsvolles Sujet. Dies stellt die Geduld und das Können des Fotografen meist auf eine harte Probe.

Welche Ausrüstung wird für das Fotografieren einer Hochzeit benötigt?

Für eine Hochzeit sollte man mindestens zwei hochwertige Kameras dabei haben. Im Idealfall handelt es sich dabei um Spiegelreflexkameras oder gute Systemkameras. Mindestens eine der beiden Kameras sollte dabei einen Vollformatsensor besitzen. Dies ist nützlich, da bei Hochzeitsportraits gerne mit offener Blende und viel Hintergrundunschärfe gearbeitet wird. Ein Vollformatsensor liefert bei gleicher Brennweite mehr Hintergrundunschärfe, daher ist diesem bei Portraits der Vorzug gegenüber einem kleineren Sensor zu geben. Kameras mit kleinerem Sensor, also im APSC-Format, können dagegen hervorragend für Weitwinkelaufnahmen eingesetzt werden, da sie bei gleicher Brennweite mehr Schärfentiefe liefern und deshalb weniger starkes Abblenden und somit auch kürzere Belichtungszeiten erlauben. Zwei Kameras sind auch deshalb anzuraten, weil man immer damit rechnen muss, dass eine Kamera ausfallen könnte. Im Idealfall sollte man noch einen dritten Body in Reserve halten.
Darüber hinaus darf der Fotograf gerne kreativ sein. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Mittelformatkamera mit Film? Oder einer Polaroid-Kamera. Aufgrund des anhalten Retro-Trends erfreuen sich solche Lösungen großer Beliebtheit und erzeugen meist auch gute Laune bei den Gästen. Neben den Kameras sollte weiterhin auch ein externer Blitz für Aufnahmen am Abend vorhanden sein. Schließlich darf auch ein Stativ nicht fehlen. Zwar werden die meisten Aufnahmen auf der Hochzeit aus der Hand gemacht werden, wenn nötig mit Blitz oder höheren ISO-Zahlen, doch als letzte Sicherheit sollte das Stativ, auch wenn es nur ein kleines und einfaches ist, immer irgendwo vorhanden sein. Es kann bei Gruppenportraits oder bei Aufnahmen in einer dunklen Kirche gute Dienste leisten. Selbstverständlich sollten zahlreiche geladene Akkus und Batterien, Speicherkarten und gegebenenfalls Filme in ausreichender Zahl immer dabei sein. Ein kleines Notebook in der Tasche hilft zudem, in einer ruhigen Minute die Bilder einer ersten Sichtung zu unterziehen.

Objektive für die Hochzeitsfotografie

Zoomobjektive

Zunächst einmal stellt sich die Frage zwischen Zoomobjektiven und Festbrennweiten. Zoomobjektive haben zweifelsfrei ihre Vorzüge. Die Brennweite kann in Sekundenschnelle über einen weiten Bereich verändert werden, ohne dass das Objektiv von der Kamera abgenommen werden muss. Zoomobjektive können daher gerade in stressigen Situationen, bei denen es zu schnell wechselnden Anforderungen kommt, von großem Nutzen sein. Ein gutes Universalzoom sollte daher in der Fototasche bei der Hochzeit immer dabei sein, selbst wenn es nur als eine Notlösung vorhanden ist. Das Zoom sollte hierbei den Bereich vom Weitwinkel bis in den leichten Telebereich abdecken. Ein 24-70mm oder 28-70mm ist dafür ideal. Wichtig ist, dass das Zoom über eine ausreichende Lichtstärke verfügt. Die Anfangsöffnung sollte möglichst bei f2,8, auf jeden Fall nicht kleiner als f4 liegen. Die typischen Kit-Objektive mit Anfangsblenden von bis zu f5,6 eignen sich daher nur bedingt. Abgeraten werden sollte auch von Megazooms, welche einen Brennweitenbereich vom Ultraweitwinkel bis zum langen Tele abdecken. Ihre Bildqualität ist in der Regel nicht optimal.

Festbrennweiten

Eine Auswahl an guten Festbrennweiten ist vor allem für Portraitaufnahmen das Mittel der Wahl. Festbrennweiten besitzen gegenüber Zoomobjektiven mehrere Vorteile. Ihr größter Vorzug ist zweifelsohne die höhere Lichtstärke. Damit können auch unter schlechten Lichtbedingungen, zum Beispiel in geschlossenen Räumen oder in der Dämmerung, noch Bilder gemacht werden, ohne auf Blitz oder Stativ zurückgreifen zu müssen oder die ISO-Zahl hochzuschrauben, was ungeachtet der Leistungsfähigkeit moderner Sensoren immer etwas zu Lasten der Bildqualität geht. Außerdem lässt sich durch größere Blenden, vor allem in Kombination mit einem Vollformat-Sensor, eine schönere Unschärfe im Bildhintergrund erzeugen. Einerseits ist die Unschärfe schon quantitativ erhöht, da die Schärfenzone geringer und die Unschärfekreise außerhalb der Schärfenzone größer sind. Daneben besitzen Festbrennweiten aber oft auch ein schöneres Bokeh als Zoomobjektive. Viele Teleobjektive sind heute gezielt mit Blick auf ein ansprechendes Bokeh konstruiert worden, zum Beispiel durch Einsatz eines völlig runden Blendenlamellenkreises.
Viel Hintergrundunschärfe trifft allerdings nicht nur ästhetisch den Geschmack der Zeit, sie hilft auch ungemein dabei, die Portraitierten von störenden Hintergründen zu lösen. Dies ist um so nützlicher, da bei einer Hochzeit nur selten ein neutraler Hintergrund vorhanden ist. Es sind meist noch andere Hochzeitsgäste im Bild oder störende Gegenstände im Hintergrund vorhanden. Im Hintergrund parkende Autos, Partyzelte und so weiter können durch eine geringe Schärfentiefe gezielt ausgeblendet werden.
Schließlich und endlich ist auch die Bildqualität bei Festbrennweiten oft größer als bei Zooms, wenn auch aktuelle Zoomobjektive, vor allem im hochpreisigen Segment, in dieser Beziehung längst deutlich aufgeholt haben. Dennoch ist eine Festbrennweite in vielen Parametern, zum Beispiel Verzeichnung, Vignettierung und Gleichmäßigkeit der Auflösung bis zum Rand, meist noch immer einem Zoomobjektiv im gleichen Preissegment überlegen.
Darüber hinaus sind Festbrennweiten meist auch leichter als entsprechende Zooms. Natürlich, zusammengenommen ist der ganze Fotografenkoffer schwerer, wenn anstelle von zwei Zooms fünf Festbrennweiten mitgenommen werden. Doch einzeln an der Kamera sind viele Festbrennweiten, selbst lichtstarke und solche im leichten Telebereich, erstaunliche Leichtgewichte, wenn man sie mit lichtstarken Zooms vergleicht.
Den großen Vorteilen der Festbrennweiten steht als Nachteil natürlich die Notwendigkeit gegenüber, ständig das Objektiv wechseln zu müssen, wenn es die Situation erfordert. Dies ist bei einer Hochzeit um so schwieriger, da vom Fotografen oft schnell reagiert werden muss. Schon aus diesem Grunde sollte, wie eingangs erwähnt, immer mit zwei Kameras gearbeitet werden.
Letzten Endes spielt natürlich auch der Preis eine Rolle. Eine handvoll guter Festbrennweiten kann schnell ins Geld gehen. Allerdings ist eine Ausstattung mit entsprechend hochwertigen Zoomobjektiven oft kaum günstiger. Man vergleiche einmal die Preise für zwei lichtstarke Zoomobjektive, etwa 24-70/2,8 und 70-200/2,8, mit den Preisen von drei Festbrennweiten in diesem Bereich.

Der Anwendungsbereich von Festbrennweiten

Welche Brennweite eignet sich für welches Motiv auf der Hochzeit und welche Brennweiten sind demzufolge empfehlenswert? Wer rational arbeiten möchte, sowohl bei der Anschaffung als auch beim Objektivwechsel, für den sind grundsätzlich drei Brennweiten als Grundausstattung zu empfehlen. Es sollte sich hierbei zum einen um eine Normalbrennweite oder leichte Weitwinkelbrennweite für den Reportagebereich handeln. Dieses Objektiv dient der begleitenden Dokumentation des ganzen Geschehens. Traditionell wurde hierzu ein lichtstarkes 50mm-Objektiv eingesetzt, zum Beispiel 50/1,4 oder 50/1,8. Wer tiefer in die Tasche greifen möchte, für den bieten viele Hersteller sogar noch höhere Öffnungen. Da das klassische 50er für den heutigen Zeitgeschmack jedoch schon etwas schmal in seinem Bildwinkel geschnitten ist, bevorzugen viele Fotografen inzwischen eher ein 35er. Dieses erlaubt deutlich mehr Flexibilität und kann aufgrund seines moderaten Weitwinkels dennoch für gelegentliche Einzelportraits und Aufnahmen kleiner Gruppen herhalten.
Neben dieser Brennweite ist auch ein stärkeres Weitwinkel anzuraten, etwa ein 24mm. Es dient größeren Übersichtsaufnahmen, etwa im Inneren der Kirche oder zur Dokumentation der für die Feierlichkeiten ausgewählten Location. Ein solches Objektiv wird jedoch nur vergleichsweise selten zum Einsatz kommen. Seine starke perspektivische Verzerrung, vor allem zu den Rändern hin, macht es für Personenaufnahmen bereits ungeeignet. Auch für Aufnahmen der kompletten Hochzeitsgruppe ist daher von einem zu starken Weitwinkel abzuraten. Lieber sollte der Fotograf hierfür eine Normalbrennweite oder ein mäßiges Weitwinkel wählen und damit ein paar Schritte zurück gehen.
Neben dem Standard-Objektiv und dem Weitwinkel ist weiterhin ein leichtes Teleobjektiv unentbehrlich. Hierzu wird eine Brennweite zwischen 70mm und 90mm bevorzugt, die idealerweise eine hohe Öffnung aufweisen sollte. Ein solches Objektiv ist der Allrounder für Portraits auf der Hochzeit. Diese Brennweite liefert einen konzentrierten Bildwinkel und bei entsprechender Aufnahmedistanz eine sehr natürliche Abbildung, vor allem für Portraits ab der Hüfte. Gleichzeitig ist die Hintergrundunschärfe bei Offenblende bereits sehr ausgeprägt. Zudem sind Objektive dieser Kategorie noch vergleichsweise leicht und von der Konstruktion noch kompakt. Es lässt sich gut und unbeschwert mit ihnen arbeiten.
Gegebenenfalls sollte auch ein längeres Teleobjektiv noch vorhanden sein, welches im Bereich zwischen 100mm und 135mm angesiedelt ist. Eine Anfangsblende von 2,0 ist hierbei empfehlenswert und traditionell verbreitet. Heute sind in dieser Kategorie sogar schon Objektive mit Blenden von 1,8 oder 1,4 zu haben, doch sie sind entsprechend teuer und auch schwer. Das mittlere Teleobjektiv zeichnet sich bereits durch eine starke Raffung der räumlichen Tiefe aus. Es eignet sich hervorragend für eng geschnittene Portraits von Kopf und Schulterpartie, kann aber mit Erfolg auch aus größerer Entfernung noch eingesetzt werden.
Längere Brennweiten als 135mm, also ausgesprochene Telebrennweiten, finden für die Hochzeitsfotografie kaum Anwendung. Es werden zwar von manchen Fotografen für bestimmte Zwecke auch Brennweiten im Bereich von 180-200mm bevorzugt, welche heute ebenfalls mit hoher Anfangsblende erhältlich sind, doch handelt es sich hierbei um Spezialfälle. Ein solches Objektiv kann aufgrund seiner Einschränkungen nur für einen verschwindend kleinen Bruchteil der Hochzeitsfotos in Betracht kommen. Seine Anschaffung nur für diesen Zweck lohnt daher nicht. Ist es bereits vorhanden, darf es natürlich für den Fall der Fälle mitgenommen werden.

Auflistung der verschiedenen Festbrennweiten mit konkreten Anwendungsbeispielen

Hinweis: Die Brennweitenangaben beziehen sich immer auf das Vollformat. Wird eine Kamera mit kleinerem Sensor verwendet, so sind diese anhand des entsprechenden Crop-Faktors umzurechnen. Ein 85mm-Objektiv an einer Vollformatkamera entspricht etwa einem 50mm-Objektiv an einer APSC-Kamera.

Starkes Weitwinkel 20mm bis 28mm
Übersichtsaufnahmen (Landschaften und Architektur), zum Beispiel für Hochzeitsfeiern, die in freier Natur oder inmitten eines ansprechenden Gebäudeensembles (Altstadt) stattfinden. Übersichtsaufnahmen der Örtlichkeiten für die Feier. Für Personenaufnahmen (Portraits und Gruppen) weniger geeignet.

Standardobjektiv 35mm bis 50mm
Dokumentation des Geschehens (Trauung, Ein und Auszug des Brautpaars, Hochzeitsspiele), ungezwungene Gelegenheitsaufnahmen der Gäste, Gruppenportraits.

leichtes Teleobjektiv 70mm bis 90mm
Universalbrennweite für Portraits (Ganzkörper und Hüftaufnahmen)

mittleres Teleobjektiv 100mm bis 135mm
Portraits (Kopf und Schultern), auch Ganzkörperaufnahmen mit starker räumlicher Tiefenwirkung

Welche Brennweitenkombinationen sind empfehlenswert?

Grundausstattung: 35/1,4 und 85/1,4
Mit dieser Kombination kommt der Hochzeitsfotograf schon sehr weit. Selbst bei Vorhandensein eines deutlich größeren Objektivparks wird er mit diesen hochwertigen und lichtstarken Festbrennweiten rund 80 % aller Aufnahmen abdecken können.

Gehobene Ausstattung: wie oben, zusätzlich 135/2,0 und 24/2,8
Mit dieser Ausstattung ist der Fotograf für Portraits und Übersichten bestens gerüstet und es dürften kaum noch Wünsche offen bleiben.

Budgetlösung: 28/2,8, 50/1,8 und 100/2,0
Diese drei Brennweiten decken die meisten Anforderungen ab. Sie sind gebraucht recht günstig zu bekommen, zeichnen sich aber durch eine bereits hohe Lichtstärke aus.

Flexible Lösung: 24-70/2,8 und Teleobjektive
Mit dieser Lösung erzielt der Fotograf ein hohes Maß an Flexibilität. Ideale Lösung, falls nur eine Kamera vorhanden sein sollte. Das Zoomobjektiv deckt die Reportageanforderungen vollständig ab. Für Hochzeitsportraits werden zusätzlich ein bis zwei hochlichtstarke Teleobjektive nach Wahl mitgenommen (85/1,4, 100/2 oder auch 85er und 135er). Eine lichtstarke Normalbrennweite kann, falls vorhanden, für den Abend zur Sicherheit mitgenommen werden und ersetzt dann das Zoom.

Sind teure Festbrennweiten besser?

Es stimmt zwar, dass teure Objektive sich in der Regel durch eine besser Qualität auszeichnen, doch muss die Frage gestellt werden, ob dieser Qualitätsvorteil auch den Aufpreis lohnt. Vor allem eine größere Anfangsblende treibt den Preis schnell in die Höhe. In der Praxis ist jedoch der Unterschied zwischen einer Öffnung von f1,8 und f1,4 sowohl hinsichtlich der Lichtausbeute als auch der Schärfentiefe nicht besonders groß, vor allem wenn man diese mit den gängigen Öffnungen von Kit-Objektiven vergleicht, welche im Bereich zwischen f4 und f5,6 liegen. Auch hinsichtlich der Auflösung liegen zwischen günstigen und teuren Festbrennweiten, vor allem wenn ein paar Stufen abgeblendet wird, keine Welten. Man benötigt schon eine Kamera mit sehr hoch auflösendem Sensor, um Unterschiede in dieser Beziehung sichtbar werden zu lassen, und selbst dann sind dazu hohe Vergrößerungen notwendig. Einen großen Vorteil bieten teure Festbrennweiten allerdings, denn sie liefern oft eine hohe Schärfe- und Kontrastleistung bereits bei Offenblende. Doch auch in dieser Beziehung muss sich manches günstige Objektiv nicht verstecken, selbst hochwertige Zooms sind in dieser Beziehung inzwischen sehr gut. Es fällt schwer, in dieser Hinsicht eine Pauschalempfehlung zu geben. Im Einzelfall kann nur die Lektüre eines Testberichts oder das eigene Testen verschiedener Objektive Klarheit verschaffen, da diese auch einer gewissen Serienstreuung unterliegen.

Fazit – Warum Festbrennweiten für die Hochzeitsfotografie?

Festbrennweiten liefern gegenüber Zoomobjektiven ungeachtet des Nachteils, das Objektiv häufiger wechseln zu müssen, einen großen Vorteil. Sie verfügen über eine größere Offenblende und erlauben dadurch einen größeren gestalterischen Freiraum beim Einsatz der Schärfentiefe sowie gegebenenfalls kürzere Belichtungszeiten. Selbst wenn man bevorzugt mit Zoomobjektiven arbeitet, sollte daher mindestens eine gute und lichtstarke Festbrennweite im Gepäck des Hochzeitsfotografen nicht fehlen.

Letzte Aktualisierung am 29.03.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API